In den filigranen Ätzradierungen, Metallschnitten und Skulpturen des Rainer Henze dominiert eine expressiv-realistische Bildsprache mit surrealen Einflüssen. Wenige charakteristische Bildfiguren entwickeln ein vieldeutiges Beziehungsgeflecht, das (oft unterstützt durch den Bildtitel) menschliche Verhaltensweisen in Frage stellt oder über das Wechselverhältnis zwischen Individuum, Gesellschaft und Natur Auskunft gibt.
Die zumeist kleinformatigen Grafiken entwickeln in ihrer Mischung aus surrealen Momenten und Realitätsnähe nicht selten eine monumentale Wirkung.
Rainer Henze zeigt den Menschen als einsamen Ruderer gegen den sich stets erneuernden Strom von Konflikten und Widersprüchen, als modernen Sisyphus, der sich nicht nur im Laufrad des sogenannten Fortschritts behaupten, sondern sich auch mit einem mitunter selbstzerstörerischen Handeln Seinesgleichen auseinander setzen muss.
Erfindungsreich nutzt er das Bildgedächtnis vergangener Generationen und transformiert Motive, die schon bei Hieronymus Bosch, Pieter Brueghel und anderen auftauchen in den eigenen bildnerischen Duktus. Nach derartigen Adaptionen gefragt, antwortet der in Leipzig geborene Künstler: die Sachen „sind mir auf meinem Weg begegnet“. Der gestalterische Ansatz, Tradiertes bzw. Gewohntes in neue Zusammenhänge zu setzen, drückt sich auch in der ungewöhnlichen und beeindruckenden Kombination von Tiefdrucktechnik und Materialprägungen aus.